Diesen Blog durchsuchen:

20. Mai 2013

Nachttisch-Upgrade

Alles fing mit einer Anfrage meiner Tante an, ob ich nicht zwei Tischplatten für ihr Schlafzimmer herstellen kann. Es sollte eine große und eine kleine Nachttischplatte werden, wobei die größere auf einen bereits vorhandenen Nachttisch mit Schubladen aufgelegt werden soll. Nach den ersten Skizzen war klar, es musste etwas Geschwungenes und Rundes aus Buchenholz her. Nach Monaten des Gedanken- und Ideenaustauschs, war dann endlich die Planung abgeschlossen und die Späne konnten fliegen.

Alles beginnt relativ unspektakulär mit der Schablonenherstellung. Konstruktionen von gleichmäßigen Kurvenbögen sind nicht ganz einfach, aber in den großen Holzwerker-Foren und Blogs findet man ja viel Hilfreiches, bzw. meine Festplatte ist inzwischen auch ein guter Suchort für solche Tricks.

Konstruktion der Kurve mit Metalllineal und Nägeln

Eine bisher wirklich lohnende Anschaffung war ein aufschraubbares Kurvenlineal, um die Schablonen auszufräsen. Inzwischen bereue ich nur, dass ich es nicht länger gekauft habe. Aber ein Umsetzen in die bestehenden letzten Schraubenlöcher für den nächsten Abschnitt funktioniert auch ganz gut.

Vorbereitung für das Ausfräsen der Schablone

Das Kurvenlineal führt einen Bündigfräser mit Kugellager und ermöglicht so (fast) jede erdenkliche geschwungene Form.

Fräsen der Schablone

Nachdem ich die Kanten der Schablonen noch einmal mit Schleifpapier nachgeschliffen habe, damit keine einzige Delle oder Unebenheit vorhanden ist, die sich später überträgt, sind die Schablonen fertig.

Die Schablonen für die beiden Nachttischplatten

Am nächsten Tag bin ich dann beim Holzhändler meines Vertrauens gewesen und habe eine Leimholzplatte aus Buche mit durchgehenden Lamellen in 27mm Stärke gekauft. Meine Erfahrung reicht noch nicht für die Eigenherstellung, mal abgesehen von der fehlenden Hobelmaschine, außerdem möchte ich das nicht an einem Projekt für Verwandte/Bekannte ausprobieren.
Die Platte habe ich bereits mit der Tauchsäge und Führungsschiene halbiert und die Umrisse der beiden Platten grob angezeichnet. Der kurvige Ausschnitt ist ein Job für die Stichsäge.

Zuschnitt der Platten

Leider habe ich mich mit dem verwendeten Stichsägeblatt ein bisschen verzettelt. Im Querschnitt hat das Blatt gut gearbeitet, aber sobald ich um die Kurve in Faserrichtung gesägt habe, ging es immer schwerer (wie ich inzwischen weiß durch die zu kleinen Zahnzwischenräume sind die Späne nicht sauber abtransportiert worden). Stärker zu schieben, als Folge des erhöhten Widerstandes ist der nächste Fehler, den ich gemacht habe. Das Ergebnis waren ein paar bleibende Erinnerungen, zum Glück nur im Holz und in meinem Gedächtnis. Manchmal fragt man sich hinterher selber, was man sich bei der Aktion eigentlich gedacht hat...

Spuren eines abgebrochenen Stichsägeblatts

Zum Glück ließen sich die beiden Platten durch Verschieben trotzdem noch aus dem gleichen Stück Leimholz schneiden, allerdings diesmal mit dem richtigen Sägeblatt und Entlastungsschnitten in den Kurven.

Entlastungsschnitte in der Kurve

Viele Späne später ist die Form ausgesägt

Nun ging die "Sauerei" gerade weiter. Oberfräse ausgepackt und mit dem Bündigfräser alle Überstände zur Schablone entfernen. Die Absaugung habe ich extra durch die Laufsohle mit kleiner Öffnung ausgebremst, damit mein Staubsauger nicht seinen Beutel auffüllt. In dem Fall war mir kehren im Anschluss lieber und der Zyklon noch lange nicht geplant und gebaut.

Bündigfräsen der kleineren Platte

Die Holzleisten im Vordergrund dienen als Lauffläche für den Höhenausgleich der Oberfräse. So wird verhindert, dass die Fräse bei Arbeiten an der Kante abkippt.

Die erste Rundung ist fertig

Nachdem Platte #1 problemlos ausgefräst werden konnte, musste die andere einfach Probleme machen. Die Fräsrichtung bei der Kantenbearbeitung findet im Gegenlauf der Fräserdrehrichtung, sprich gegen den Uhrzeigersinn, statt. In meinem Fall ist das allerdings gegen die Maserung des Holzes, sodass sehr unschöne Stellen entstehen und teilweise sogar ganze Stücke aus dem Holz gerissen werden. Ich habe mir dann beholfen, dass ich die Schablone noch einmal ungefähr 1mm verschoben habe und diese Stelle ganz vorsichtig im Gleichlauf gefräst habe.

Fräsen im Gegenlauf, aber gegen die Holzmaserung

Anschließend habe ich die Platte von Korn 80 bis Korn 240 auf den Flächen hoch geschliffen. Die Kanten habe ich mit einem Abrundfräser (r=4mm) gerundet und anschließend in mühseliger Handarbeit geschliffen, bis keine Frässpuren mehr zu sehen waren.

Gerundete und geschliffene Kanten

Aber die Arbeit hat sich gelohnt, fehlt jetzt nur noch das Finish. Selbstverständlich wieder mit Danish Oil.

Warten auf die Oberflächenbehandlung

Diesmal habe ich mein Vorgehen durch die große sichtbare Fläche ein bisschen geändert. Nach dem ersten Ölauftrag habe ich mit Korn 400 von Hand die aufgestellten Holzfasern gekappt. Die zweite Schicht habe ich deutlich kürzer einziehen lassen (nur noch 5min) und dann mit einem sauberen Lappen den Überstand abgewischt.

Nach zwei Schicht Öl

Für die letzte Schicht habe ich deutlich weniger Öl aufgebracht, wie bei der zweiten Schicht, und dieses mit einem speziellen Polierpad für den Exzenterschleifer in das Holz einpoliert. Die Oberfläche ist dadurch äußerst "weich" und "samtig" geworden.

Fertig zum Abtransport

Am folgenden Wochenende haben wir die Nachttischplatten wohlbehalten bei meiner Tante und meinem Onkel abgeliefert. Die Montage haben sie dann selber übernommen.

Die kleine Platte links...

Um keine Auflage an der Wand montieren zu müssen hat meine Tante eine Glasvase gefunden, die genau die Höhe des Nachttisches hat und die Platte so am anderen Ende stützt. Durch das Gewicht des Buchenholzes ist keinerlei Befestigung nötig.

... und die große Platte auf der rechten Seite




1 Kommentar :

  1. Mein lieber Neffe, lieber Tobias,

    gerade sehe ich "unsere"/"deine" Nachttischplatten in deinem attraktiv gestalteten Blog mit dem herrlichen Holzhintergrund :)

    Die Bilder geben leider nicht alles wieder, was wir jeden Tag sehen und fühlen dürfen: Samtigkeit, Eleganz, Schönheit, ...

    Es ist ein Genuss, diese tolle Arbeit von dir zu besitzen und zu genießen!

    Mache weiter so mit diesem tollen Hobby mit deinen wunderbaren Produkten.

    Mit herzlichen Fan-Grüßen
    Die Tante

    AntwortenLöschen