Diese Chance habe ich auch genutzt, um es mir (mal wieder) ein bisschen schwieriger als nötig zu machen. Anstatt die Podestunterkonstruktion einfach mit Schrauben und ein paar Dübeln/Winkeln zusammen zu zimmern, habe ich Überblattungen und ausgesparte Stützenköpfe vorgesehen. Hintergedanke dabei war diese Art der Holzverbindung endlich einmal auf meiner Tischkreissäge auszuprobieren. Die Erika als Unterflurzugsäge ist dafür perfekt geeignet und die nötige Vorrichtung lag schon seit Jahren fertig unter dem Bett.
Das Vorgehen dabei ist ziemlich simpel - entweder wird nach Anriss oder mittels Anschlag ein verdeckter Schnitt bis zur halben Werkstückdicke (je nach Verbindung auch in einem ungleichen Verhältnis) am liegenden Werkstück durchgeführt.
Schritt 1: Verdeckter Schnitt am liegenden Werkstück... |
Zum Auslösen des überflüssigen Materials könnte man nun das Werkstück um die Sägeblattdicke verschieben und so das Material nach und nach in Späne verwandeln. Nachteil hierbei ist, dass Sägeblätter mit Wechselzähnen keine saubere Oberfläche hinterlassen, das heißt hier muss mit einem Stechbeitel oder Hobel nachgearbeitet werden. Wenn vorhanden, bietet sich natürlich ein Sägeblatt mit Flachzähnen an - besitze ich für die Erika allerdings nicht.
Da es die Werkstückgröße in meinem Fall zugelassen hat, habe ich mich für einen weiteren verdeckten Schnitt am stehenden Werkstück entschieden. Hierfür ist eine Vorrichtung zur Fixierung und vor allem für die senkrechte Positionierung des Holzes zwingend erforderlich. Mein "Jig" habe ich so konstruiert, dass ich das Holz fixieren kann und dann am Parallelanschlag entlang den Schnitt durchführen kann. So lässt sich die Feineinstellung des Parallelanschlags für die perfekte Passung der Überblattung verwenden.
... Schritt 2: Austrennen des restlichen Materials am stehenden Werkstück |
Üblicherweise kalkuliere ich - analog zu Zinkenverbindungen - einen kleinen Überstand der jeweiligen Werkstücke an den Hirnholzflächen ein, sodass ich bei kleinen Ungenauigkeiten nur diese Flächen der Verbindung "kürzen" muss und nicht auf gesamter Werkstücklänge die Fläche anarbeiten muss.
Ich war jedenfalls sehr angenehm überrascht, dass die Verbindung nach Schnitt am Anriss direkt perfekt passte. Ein spitzer Bleistift oder besser ein Anreißmesser bzw. Streichmaß sind hierfür Pflicht.
Perfekte Passung bei der Überblattung |
Die Überblattung vergrößert die Leimfläche eines Stoßes deutlich und vor allem wird dabei Längsholz mit Längsholz verklebt, sodass eine äußerst belastbare Verbindung entsteht. Zusätzlich habe ich, nachdem der Leim schon ein bisschen angezogen hatte, noch je Verbindung zwei Löcher durchgebohrt und Dübel eingeklebt. Für meine Anwendung ist das definitiv mit Kanonen auf Spatzen geschossen, aber - wie eingangs bereits erwähnt - probiere ich gerne an den unwichtigen Projekten oder an nicht sichtbaren Stellen neue Arbeitsweisen aus. So hat man für den Fall, in dem es wirklich darauf ankommt, schon ein paar Erfahrungen gewonnen und bleibt vielleicht vor einem größeren Dilemma bewahrt.
Verleimen des Podestrahmens |
Für die Podeststützen habe ich das gleiche Prozedere wiederholt, nur dass diesmal deutlich mehr Material entfernt wurde und die Stützen deutlich länger waren als die Rahmenstücke zuvor. Insgesamt war das in der Größenordnung gerade noch so handhabbar, aber man musste schon ein bisschen aufpassen, dass die Haltevorrichtung nicht kippte oder sich verkeilte. Die Säge dagegen hatte trotz des Universalblattes keinerlei Probleme mit den Längs(holz)schnitten und der großen Schnitthöhe.
Aussparungen an den Stützen sägen |
Über den Nutzen des verbleibenden Restquerschnitts kann man jetzt bestimmt trefflich diskutieren, allerdings erschien mir diese Idee im Hinblick auf das erwähnte Ausprobieren als sinnvoll und ich habe dadurch gleichzeitig einen Anschlagpunkt für die Positionierung der Stützen unter dem Podestrahmen gewonnen.
Fertige Ausschnitte an den Stützenköpfen |
Bevor es an den Zusammenbau ging, wurden alle Teile geschliffen und die Kanten mit dem Blockhobel gefast.
Als nächstes konnte montiert werden - der Podestrahmen wurde mit den Stützen vereint und das ganze Konstrukt am Bett befestigt. Das Podest habe ich natürlich so entworfen, dass ich die bereits vorhandene Treppe ohne Anpassungen direkt weiterverwenden konnte.
Zusammenbau des Podestes und Befestigung am Bettrahmen |
Obwohl Schrauben in Verbindung mit Hirnholz als Verankerungsgrund keine sonderlich tolle Idee sind, habe ich mich an dieser Stelle trotzdem dafür entschieden. Da die Stütze mittels ihres verbleibenden Stummels am Kopfende eine passable Kontaktfläche mit dem Podestrahmen zum Leimen hat, diente die Schraube eigentlich nur zur Lagesicherung bzw. als "Reserve".
Detail der Stützenverbindung mit dem Podestrahmen |
Zum Abschluss habe ich aus fertigem Leimholz noch die Platte für das Podest hergestellt. Durch ein paar Lamellos in den Leimfugen entstehen hierbei keine bzw. nur minimale Versätze zwischen den einzelnen Lamellen, sodass ein paar Striche mit dem Hobel oder sogar Schleifpapier ausreichend sind, um die Unebenheit zu beseitigen.
Verleimen der Podestplatte |
Gegen Verfärbungen durch nackte Füße habe ich die Platte mit den damaligen Resten der Lasur vom Treppenbau eingelassen. Außerdem ließ sich so auch die gleiche Optik reproduzieren und es fällt gar nicht auf, dass das Podest erst viele Jahre nach dem Bau der Treppe dazugekommen ist. Mit ein paar verdeckten Schrauben von der Unterseite wurde die Platte am Rahmen befestigt und der gemütliche Zugang ins Bett ist damit wiederhergestellt.
Das fertige Podest mit Treppe |
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