Die Maße des neuen Buches haben sich so sehr verändert, dass der alte Aufbewahrungskasten nicht mehr ausreichte. Außerdem sollten für die Zukunft deutlich mehr Bücher für den Gottesdienst zur Verfügung stehen. Kurzum es war ein neuer Kasten nötig, der an gleicher Stelle stehen und für ungefähr 80 Gesangbücher Platz bieten sollte. Zudem sollte das vorhandene Stahlgestell weiter verwendet werden.
Meine Entwurfsidee sieht einen schräg stehenden Kasten vor, der quasi eine Kreuzung aus einem Regal und dem bestehenden waagerechten Kasten ist. Nur so ist auf dem kleinen Stahlgestell genug Platz für die größere Anzahl von Büchern. Für eine gute Proportionierung habe ich die Bücher in vier Spalten zu je 20 Büchern verteilt.
Alter Gesangbuchkasten |
Wie bereits in meinem Beitrag zum Beginn der Werkstattzeit erwähnt, habe ich für dieses Projekt auf fertige Bucheleimholzplatten mit Keilzinkung vom Holzhändler zurückgegriffen. Nach meiner letzten Klausur und der offiziellen Einführung der Bücher im Gottesdienst lag lediglich eine Woche, sodass ein bisschen Zeitdruck in diesem Projekt steckte.
Ich habe das Holz bereits eine Woche vorher beim Händler abgeholt und auf Abstandshaltern gelagert, damit sich das Holz akklimatisieren konnte. Im Gegensatz zu den häufig erwähnten Problemen in den Foren mit keilgezinkten Bucheplatten hatte ich nach Entfernen der Folie überhaupt keinen Verzug in meiner Platte. Auch die Sortierung der Lamellen ist deutlich ruhiger als so manches, was sich im Baumarkt finden lässt.
Der Zuschnitt für einen rechteckigen Kasten ist ziemlich schnell erledigt und unspektakulär, sodass ich mir die Bilder hierfür gespart habe.
Zugeschnittene Einzelteile |
Geplant ist ein schlichter rechteckiger Kasten. Um diesen optisch ein bisschen aufzuwerten, habe ich mich für eine Schwalbenschwanzzinkung an den Ecken entschieden. Außerdem habe ich mir zum Geburtstag einen lang gehegten Wunsch erfüllt und ein Zinkenfräsgerät von Leigh gekauft, welches endlich einmal ein richtiges Projekt absolvieren wollte und nicht nur Übungsaufgaben.
Hier darf sogar einmal dem Werbeversprechen geglaubt werden, dass das Zinken von Eckverbindungen ein Kinderspiel ist, wenn man sich an das Handbuch hält und die einzelnen Arbeitsschritte verstanden hat... :)
Mein neues Spielzeug wartet auf den ersten "richtigen" Einsatz |
Nach weniger als einer Stunde war das Zinkenlayout festgelegt, die Einstellarbeiten abgeschlossen, sowie alle vier Seiten des Kastens gezinkt.
Ich habe absichtlich eine sehr klassische und symmetrische Aufteilung der Zinken gewählt, da die Verbindung auch zum Lastabtrag des Büchergewichtes (ungefähr 50kg) benötigt wird. Aus dem gleichen Grund habe ich auch die Zinken (rechtes Bild) ein bisschen stärker ausgeführt. Prinzipiell ist durch die trennbaren Führungsfinger jede erdenkliche Anordnung möglich.
Abseits der ausführlichen Anleitung empfinde ich es als hilfreich, wenn ich mir auf die Rückseite des Führungskamms einen Zettel klemme, auf dem ich die Öffnungen markiere, die ich mit der Kopierhülse erwischen muss. Gerade bei größeren Schwalben und Zinken passt die Kopierhülse auch in die Zwischenräume der Führungsfinger, was im Umkehrschluss bedeutet von vorne beginnen zu müssen.
Gefräste Schwalben und Zinken |
Die Passprobe liefert einen ersten Eindruck der Verbindung und überzeugt in ihrer Präzision. Selbstverständlich hätte ich die Eckverbindungen auch von Hand herstellen können. Allerdings hätte ich das in dieser Präzision und Gleichmäßigkeit niemals in einer Stunde geschafft. Ich habe bereits Zinkenverbindungen von Hand hergestellt und ich bin auch in der Lage das wieder zu tun. Für mich als Maschinenjunkie ist aber das Zinkenfräsgerät der Weg, der mir wirklich Freude bereitet.
Passprobe der Zinkung |
Wie bereits erwähnt besteht der Kasten aus vier Fächern, wobei in der Mitte eine dicke Zwischenwand angeordnet ist, die sich ebenfalls am Lastabtrag der Bücher beteiligt. Um diese kraftschlüssig an die Front- und Rückseite des Kastens anzuschließen, habe ich mich für eine Gratnutverbindung entschieden. Außerdem wollte ich ausprobieren, ob dieses Feature der Leigh genauso komfortabel zu nutzen ist wie die Herstellung von Zinkungen.
Dieses Mal habe ich mich strikt an die Anleitung gehalten und auch die Gratnut auf der Leigh gefräst. Das werde ich das nächste Mal mit einer Führungsschiene machen, da das Finden der richtigen Positionierung für das Brett ziemlich fummelig war und ich viele Resthölzer mit Gratnuten versehen habe, bis alles passte. Der Grat ist meiner Meinung nach allerdings deutlich einfacher auf der Leigh herzustellen als auf dem Frästisch mit hochkant stehendem Brett. An der Leigh wird das Brett senkrecht gespannt und ich habe durch die Führungsfinger und die VRS Einheit eine riesige Auflagefläche für die Oberfräse. Da der Grat sowieso an die Nut angepasst werden muss, ist es auch kein Problem die beiden Arbeitsschritte zu trennen und nicht wie von Leigh vorgeschlagen durchzuführen.
Herstellung der Gratnutverbindung |
Das Ergebnis überzeugt, allerdings ging die Anpassung des Grates nicht so einfach wie in der Anleitung beschrieben. Vielleicht habe ich aber auch etwas falsch gemacht...
Bei den Schwalbenschwänzen fräse ich inzwischen keine Probestücke mehr. Bei den Gratnutverbindungen halte ich es jedoch für unabdingbar, da bereits eine kleine Ungenauigkeit zu einer sehr losen Verbindung führen kann.
Fertige Gratnutverbindung |
Im nächsten Arbeitsschritt habe ich alle Seitenteile und die Mittelwange mit einer Nut für die Böden versehen. Der Ehrgeiz hat mir verboten den Boden einfach von unten anzuschrauben, obwohl dies keine optische Beeinträchtigung bedeutet hätte. An dieser Stelle habe ich mich wieder über meine Hinterzange und die mächtigen Bankhaken an der Hobelbank gefreut. Ich konnte ohne Federlesen die Teile ordentlich klemmen und musste nicht mit Zwingen, Antirutschmatten oder ähnlichen Helferlein hantieren. An später sichtbaren Stellen muss natürlich ein kleines Restholz zwischen Bankhaken und Werkstück geklemmt werden.
Um mir jegliche Nacharbeit der Nuten zu ersparen, habe ich einen Spiralnutfräser eingesetzt. Das Ergebnis fasziniert mich immer wieder.
Einfräsen der Nuten für die Bodenbretter |
Obwohl ich über die bekannte Regel nachgedacht habe, dass die Nuten für Böden immer zwischen zwei Zinken enden sollten, erschien mir das nur eine Lösung zu sein, die den Arbeitsablauf vereinfacht, nicht aber eine zwingend erforderliche Regel.... Auf diesen Punkt kommen wir gleich noch einmal zurück.
Detail: Nutenden liegen halb zwischen und auf den Zinken |
Nach Abschluss der Fräsarbeiten habe ich den Kasten für eine erste Probe zusammengesteckt. An dieser Stelle bin ich endgültig zu einem Fan von formschlüssigen Verbindungen geworden. Es war nicht eine Zwinge nötig, um den Kasten zusammenzuhalten und äußerst stabil war er auch schon, selbst ohne Leim in den Ecken.
Allgemein ist bei Schwalbenschwanzzinkungen immer darauf zu achten, in welche Richtung das Möbelstück später belastet wird. Logischerweise gibt es eine Richtung, in der die Verbindung lösbar ist und eine Richtung in der Kraft übertragen werden kann. In meinem Fall wird an den kurzen Seiten durch das Eigengewicht der Bücher gezogen und diese müssen zwangsläufig die Zinken angefräst bekommen, wohingegen die Seitenteile die Schwalben bekommen. Bei einer Schublade verhält es sich genauso. Die Front bekommt immer die Zinken (Zug durch den Griff) und die Seiten die Schwalben.
Erste Passprobe |
Da die Mittelwange niedriger als der Rand ist, durfte die Gratnut nicht komplett durchgefräst werden. Um die Nutlänge nicht so exakt bestimmen und fräsen zu müssen, habe ich die Nut ein bisschen kürzer gefräst als die Höhe der Mittelwange. Das Absetzen des Grates mit einer Bündigsäge und einem scharfen Stechbeitel ist in kürzester Zeit erledigt.
Absetzen des Grates |
Aus optischen und praktischen Gründen sind die restlichen Trennwände deutlich dünner geworden. Zum einen wirkt der Kasten nicht so wuchtig, zum anderen war nur so noch genug Platz in den Fächern, damit die Bücher bequem darin Platz finden. Im Laufe der Planung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Kasten wohl am einfachsten zu bauen ist, wenn er zwischen den vorhandenen Stahlrahmen passt. Die Kastenbreite ist damit genauso wie die Bücherbreite unveränderlich. Die einzigen Variablen sind die Holzstärken und das "Spiel", welches die Bücher in den Fächern haben.
Trotz der Keilzinkung und der vielen Holzstücke in der Platte lief das Dickenhobeln mit der Maschine relativ ausrissfrei. Lediglich eine Lamelle hatte gegenläufige Maserung, aber da der Aufstellort schlecht beleuchtet ist und meistens Bücher im Kasten stehen, hat mich das nicht weiter gestört.
Ursprünglich wollte ich die kleinen Zwischenwände dreiseitig einnuten. Genauere Überlegungen haben mich zur Überzeugung gebracht, dass der Kasten dann nicht mehr zusammensteckbar ist. So gab es nur eine Nut im Bodenbrett.
Eingenutete Trennwand im Boden |
Bevor ich den Kasten verleimen konnte, musste ich aber noch unbedingt die Löcher für die Befestigung bohren, da zu einem späteren Zeitpunkt von innen kein Herankommen mehr ist. Um mich nicht auf eine ungenaue Messung verlassen zu müssen, habe ich die Lochabstände am Stahlrahmen direkt mit einer Schablone abgegriffen. Diese bestand aus einem Restholz, das ich durch die vorhandenen Löcher angebohrt habe.
Herstellung der Bohrschablone |
Mit Hilfe dieser Schablone habe ich die Löcher auf ein Seitenteil übertragen und auf meinem Bohrtisch gebohrt. Der anschließende Test am Rahmen zeigt die spätere Neigung des ganzen Kastens. Hier ist auch noch einmal gut zu erkennen, warum die Seitenteile die Schwalben bekommen müssen.
Probepassung am Stahlgestell |
Damit in beiden Seitenflächen die Löcher exakt an den gleichen Stellen liegen, benutze ich das bereits gebohrte Seitenteil und übertrage mit der Zentrierspitze des passenden Bohrers das Loch auf die Gegenseite. Nachdem auch die zweite Seite durchlöchert ist, habe ich noch die Löcher gesenkt, damit der Schraubenkopf später nicht die Bücher beschädigt. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht den exakten Kopfdurchmesser der Schrauben kannte, habe ich mit einem 45° Senker auf die erforderliche Tiefe für die Schraubenlänge gesenkt. So sind die Löcher unvermeidlich viel zu groß geworden, aber ich habe mir alle Optionen offen gehalten.
Markierung der gegenüberliegenden Bohrlöcher |
Nachdem nun auch die Befestigungslöcher gebohrt waren, habe ich alle Innenseiten bis auf Korn 240 geschliffen, da ich jetzt noch bequem die kompletten Flächen mit dem Exzenter erreichen konnte.
Ihr erinnert euch vielleicht an die angesprochene Regel mit den Nuten zwischen den Zinken. Bei Betrachtung des nächsten Bildpaares fällt auf, dass der Boden zwar ziemlich gut in die Nut passt, allerdings nur, wenn er wie im ersten Bild gezeigt entlang der Mittelwange eingeschoben wird. Dafür steht er aber nun am Kopfende über und es ist unmöglich, die Rückwand des Kastens auf den Grat aufzuschieben, bzw. nur so weit, bis die Kante mit dem überstehenden Boden (der ist ja eingenutet in der Rückwand) kollidiert.
Hätte ich die Regeln beachtet, wäre die Nut genau zwischen den untersten zwei Zinken ausgetreten. So hätte ich die Kopfteile über die Gratnut mit der Mittelwange verbinden können und anschließend gemütlich den Boden seitlich einschieben können.
Problem: Kasten lässt sich so nicht zusammenstecken |
Die Lösung dieses Problems hat mich einiges an Kopfzerbrechen gekostet. Ich kann die Nut auch nicht einfach durch den halben Zinken erweitern, da dann später von außen in der Zinkung eben diese Lücke klafft.
Meine Idee war nun, die Nut nur soweit zu verlängern, dass von außen nichts zu sehen ist. Leider hat mir die Faserrichtung und der forsche Vortrieb mit dem Stechbeitel einen kleinen Schaden an 3 der 4 bearbeiten Zinken beschert. Durch den parallelen Faserverlauf und die Hebelwirkung der Stechbeitelfase sind mir die Ecken der Zinken abgeschert. Glücklicherweise lassen sich solche Fehlstellen perfekt mit den ausgebrochenen Stücken wieder flicken, sodass davon später nichts mehr zu sehen ist.
Flicken von Ausbrüchen mit den abgesplitterten Holzstückchen |
Aber was bringt mir die Verlängerung der Nut?
Der Boden hat nun mehr seitliches Spiel und ich kann ihn soweit bewegen, dass er aus der Nut der Mittelwange herausrutschen würde. Dadurch kann ich die Mittelwange ohne Probleme in die Gratnut und danach den Boden wieder zurück in die Nut der Mittelwange schieben. Das fehlende Seitenteil begrenzt später wieder die seitliche Verschiebbarkeit des Bodens in der Nut.
Lösung: Schub-Steck-System zum Zusammenbau des Kastens |
Damit lässt sich der Kasten nun endlich einmal vollständig zusammenbauen, bevor es an die Verleimung geht.
Letzte Passprobe vor der Verleimung |
Ähnlich wie bei den Flächen sind die Innenkanten aller Trennwände später nur noch schwer zu erreichen, weswegen ich vor der Verleimung alle Kanten gefast und geschliffen habe. Ich habe mich für eine Fase anstelle einer Rundung entschieden, da zu dem eckigen Erscheinungsbild des ganzen Kastens meiner Meinung nach keine runden Kanten passen. Die drei Kantenflächen wurden nach den Fräsarbeiten mit Schleifpapier auf einem Restholz nachgeschliffen. Die harte Unterlage verhindert das verrunden der Kanten.
Kantenveredelung mit Fase und Schleifpapier |
Die Verleimung von Schwalbenschwänzen ist durch die passgenaue Form relativ einfach, allerdings will die Leimmenge sehr gut dosiert und vor allem auf den richtigen Flächen verteilt werden. Durch die Überstände der Schwalben und Zinken in den Ecken müssen die Zwingen daneben angeordnet werden. Das hat leider zur Folge, das der Pressdruck nicht genau dort ankommt, wo er benötigt wird. Die Zwingen sollten gerade bei dünnerem Material nicht zu sehr angeknallt werden, da sich dann durch die Verformung der Seitenteile kleine Schlitze in der Zinkung öffnen. Bei meiner Buche in 18mm war das glücklicherweise kein Problem.
Trotzdem bin ich in Gedanken schon dabei ein kleines Hilfsmittel zu entwickeln, welches es mir ermöglicht den Pressdruck genau in die Verbindung zu bringen...
Mal sehen was dabei herauskommt - falls es taugt, werde ich berichten.
Verleimung des Kastens |
Um nicht zu viele Baustellen bei der Verleimung auf einmal zu haben, kommen die dünnen Trennwände erst nachträglich in den Kasten. Ein Test nach der Verleimung zeigte, dass die Brettchen klemmen und nicht einfach so in den Kasten rutschen wollen. Ich habe mir an dieser Stelle beholfen, indem ich eine Führung aus Resthölzern an den Kasten gezwingt habe und dann die Trennwände mit sanfter Gewalt gleichmäßig in den Kasten getrieben habe. Die Verleimung in der Nut im Boden hält sie an Ort und Stelle und sorgt für die nötige Stabilität, falls mal jemand unsaft mit seinem Buch gegen die Trennwand stößt.
Montage der Trennwände |
Im Anschluss durfte mein kleiner Blockhobel sich die Sägeblattspuren zu Gemüte führen und winzige Unebenheiten entfernen.
Glätten der Sichtseite |
Auch die Außenkanten bekamen nun ihre Fase angefräst. Um nicht die Zinkung zu beschädigen, habe ich bei den Vorarbeiten an den Innenseiten ein gutes Stück vor der Ecke aufgehört und diese erst im Nachgang fertig gestellt. Gerade das Fräsen der Innenecke erfordert ein bisschen Geschick, da die Fräse nur auf den schmalen Kanten gleitet und durch die große Öffnung in der Grundplatte im Eckbereich gerne abkippt. Hierfür werde ich mir bei Gelegenheit mal eine große Laufsohle aus einem Restholz bauen. Für die äußere Fase lag der Kasten auf der Seite und ich habe die ganze Seitenfläche als Auflage für die Fräse genutzt.
Detail: Kanten |
Im Rahmen der Schleifarbeiten für die Außenflächen habe ich natürlich auch die Zinkung plan zur Oberfläche gebracht. Bei größeren Überständen benutze ich gerne im ersten Schritt die Bündigsäge, danach oder bei kleineren Überständen eine Kombination aus Stechbeitel und Blockhobel. Allerdings ist mein Hobel langsam stumpf und ich muss ihn mal wieder schärfen. Bei einer Übungszinkung habe ich mir damit ganz hässliche Risse ins Hirnholz gehobelt. Das Finish erzeuge ich mit meinem Exzenter und feinem Schleifpapier.
Um nicht auf den letzten Metern durch abgesplitterte Holzstücke noch die Zinkung zu beschädigen, habe ich diesmal nur mit Bündigsäge und Schleifgerät gearbeitet. Die scharfkantige Ecke ist nur ganz leicht mit feinem Schleifpapier gebrochen.
Detail: Schwalbenschwanzzinkung |
Danach kam auch schon der Öllappen zum Einsatz und der ganze Kasten bekam seine erste Schicht Öl. Wie bereits eingangs beschrieben, blieb mir nur eine Woche für den Bau des Kastens. Aus diesem Grund wollte ich für die Innenflächen die längste mögliche Trockenzeit für das Öl, damit die neuen Bücher nicht gleich bei erster Benutzung durch evtl. nicht ganz ausgehärtetes Öl klebrig werden.
Erste Ölung des ganzen Kastens |
Wie bereits gezeigt wird der Kasten später schräg stehen. Um auch die Stabilität zu gewährleisten, wenn sich mal jemand auf die Rückseite des Kastens lehnt, ist irgendeine Form von Unterstützung nötig. Hierfür möchte ich ebenfalls die Bohrlöcher im Stahlgestell als Fixpunkte nutzen. Die Schablone für die Seitenteile liefert auch hier wieder die genaue Lochanordnung. Inzwischen ist mir allerdings der genaue Schraubenkopfdurchmesser bekannt und ich muss nicht erneut einen riesigen Krater senken. Ich habe einen Bohrer mit geringfügig größerem Durchmesser gewählt, um das Loch für den Schraubenkopf aufzubohren.
Knifflig hierbei ist die genau Zentrierung des größeren Bohrers über dem Bohrloch. Ich habe dafür den dünnen Bohrer in die Maschine gespannt, in das vorhandene Loch gesteckt, das Werkstück fixiert und danach den Bohrer gewechselt. Das ist zwar ein bisschen Aufwand, liefert aber ein perfektes Ergebnis. Alternativ wäre auch die Arbeit mit einem Anschlag und einem Anschlagbacken denkbar.
Zentrierung des Sackloches über der bestehenden Bohrung |
Eine kleine Senkung am Rand des Sackloches rundet den optischen Eindruck ab und verhindert eine Schnittverletzung an der scharfen Kante.
Fertige Befestigungspunkte für die Unterstützungen |
Nun ging es darum die Abstützungen präzise in Winkel und Länge an Gestell und Kasten anzupassen. Um mir diese Aufgabe zu erleichtern und Bautoleranzen auszugleichen, habe ich die benötigten Maße direkt vom Gestell und Kasten abgenommen. Ein kleiner Zittermoment war die erste Montage des Gestells am Kasten, aber die Arbeit mit der Schablone hat sich ausgezahlt und die größeren Bohrlöcher, im Vergleich zum Schraubendurchmesser, taten ihr Übriges.
Maßnehmen am teilmontierten Kasten und Gestell |
Für den folgenden Fehler könnte ich mir mindestens dreimal in den A**** beißen. Das Abgreifen des Winkels mit der Schmiege lief problemlos und auch die Übertragung auf das Werkstück (linkes Bild) stimmte. Allerdings musste ich an der Kreissäge feststellen, dass ich die Markierung zum Einstellen des Winkels für den Anschlag auf der anderen Werkstückseite benötigte. Das Anzeichnen des Winkels mit der Schmiege auf der Rückseite ist ja auch kein Hexenwerk, aber man sollte sich unbedingt vergewissern, dass man die Schmiege auch an die richtige Kante angelegt hat...
Folge: Mein Schnittergebnis hatte leider eine kleine Abweichung zur gewünschten Form.
Falscher Anriss führt zu falschem Schnitt |
Insgesamt war es geplant die hintere Ecke der Unterstützung zu entschärfen, allerdings nicht so viel. Da eine Dransäge noch nicht erfunden wurde, ging es eben mit einer fehlenden Ecke weiter. Ich habe mich Stück für Stück an die endgültige Länge herangetastet, bis die Unterstützung so kurz war, dass sie nicht mehr mit der Rückwand kollidierte. Für den exakten Winkel und die Länge habe ich mich eines weiteren Tricks bedient.
Ich habe zwei Abstandshalter in Dicke des Kastenrahmens zwischen die Unterstützung und das Stahlgestell geklemmt und beides durch die bereits vorhandenen, passenden Löcher fest verschraubt. So liegt die Unterstützung exakt neben dem Kastenrahmen und ich kann mit einem Anreißmesser die Schnittlinie markieren. Diesmal habe ich auch meinen Anschlag an der Kreissäge umgebaut, sodass ich nicht wieder den Riss auf die Rückseite übertragen musste. An den Riss habe ich mich mit vielen kleinen Schnitten angenähert. Auf Messwerkzeuge verlasse ich mich in solchen Fällen nur als grobe Richtung für die erste Einstellung der Anschläge.
Markierung der finalen Schnittkante |
Schlussendlich passte alles und die ungewollte Form gefällt mir sogar ganz gut. Für die Verbindung mit dem Kasten habe ich den vermuteten Klebebereich vor dem Ölen mit Malerkrepp maskiert, da auf der geölten Oberfläche der Holzleim nur noch sehr schlecht haftet.
Unterstützung: Ohne weitere Fehlschnitte eingepasst |
Vor der Hochzeit zwischen Kasten und Unterstützung bekam diese noch ihren finalen Schliff bis Korn 240, eine Zwischenstrebe und die gleiche Fase an der Kante wie der Kasten spendiert. Die Verleimung erfolgte direkt auf dem Gestell mit einem sehr flexiblen und kräftigen Zwingenersatz.
Verleimung mit Spanngurt |
Die letzte Arbeit am Kasten umfasste das Finish. Wie bereits beschrieben sind alle Flächen bis Korn 240 geschliffen. Nach dem ersten Ölauftrag wurden letzte Fasern mit 320er Handschliff gekappt und noch zwei weitere Schichten Öl mit immer kürzerer Einwirkzeit aufgebracht. Die letzte Schicht besteht bei mir meistens nur noch aus einer Politur, damit meine ich eine sehr geringe Ölmenge, die ich direkt nach dem Aufbringen einreibe und wegwische.
Für noch edlere Oberflächen kann man für die letzten zwei Schichten auch ein sehr feines Vlies benutzen statt eines einfachen Lappens.
Der Kasten nach Abschluss der Oberflächenbehandlung |
Für die Verbindung des Kastens mit dem schwarzen Untergestell verwende ich unauffällige Hülsenmuttern. Um die sichtbaren Befestigungen auf dem Rahmen zu kaschieren, habe ich die verzinkten Köpfe mattschwarz lackiert.
"Tarnung" der sichtbaren Schrauben |
Im Rahmen des Baus habe ich mir viele Gedanken über die Stabilität des Kastens gemacht. So sind zum Beispiel die Rollen der Überlegung zum Opfer gefallen, dass sie durch ihre Rolleigenschaften das Kippmoment des Kasten ungünstig beeinflussen. Durch die Befüllung mit den Büchern ist der Kasten wieder ganz leicht kopflastig geworden, weshalb ich sicherheitshalber eine Rückverankerung an der Wand angebracht habe.
Damit möchte ich mit ein paar letzten Impressionen diesen Bericht beenden, hoffe der Kasten wird noch lange so ansehnlich bleiben und vor allem seinen Zweck erfüllen.
Der fertige Bücherkasten kurz vor seinem ersten offiziellen Einsatz |
Hallo Tobi,
AntwortenLöschentolles Werkstück und eine sehr clevere Idee. Es wird dir sicherlich beim Kindersegen zugute kommen :-)
Viele Grüße
Timo
Hi Timo,
Löschendanke, aber das mit dem Kindersegen hat noch ein bisschen Zeit ;)
Lieben Gruß
Tobi
Hallo Tobi,
AntwortenLöschenschöne Idee mit einer tollen Umsetzung. Solche Gemeindemitglieder wünscht man sich.
Und nun machst Du Deine Zinken mit der Leigh...., geht ja auch schneller;-)))) .
Herzliche Grüße
Uwe
Hi Uwe,
Löschendanke schön! Wie ich bereits geschrieben habe, bin ich ja auch in der Lage von Hand zu zinken. Und um mal ehrlich zu sein, die Leigh lohnt sich wahrscheinlich für einen Hobbynutzer nur, wenn ich ab jetzt regelmäßig bis zum Ende meines Lebens Projekte mit Zinken umsetze....
Trotzdem - die Leigh hat mich von dem Moment an fasziniert als ich sie zum ersten Mal gesehen habe und stand seit dem auf der Wunschliste :-P
Lieben Gruß
Tobi
Hallo Tobi,
AntwortenLöschenich habe so ein ähnliches Regal gebaut, jedoch kleiner und dann für die CDs für meine Tochter genutzt. Deine "Vorlage" hat mich jedoch dazu inspieriert. Danke dafür und machst Du noch mehr?
lg Florian
Hallo Florian,
Löschengern geschehen, aber was meinst du mit "...machst du noch mehr?" ?
Das Regal ist ein Einzelstück für die örtliche Kirchengemeinde und es besteht zumindest aktuell kein Bedarf an weiteren Gesangbuchkästen ;)
Viele Grüße
Tobi
Tolle Arbeit und Umsetzung, das werde ich als Anregung nehmen und daraus für unseren Gesangverein ein leicht abgewandeltes Buchregal anfertigen lassen.
AntwortenLöschenEcht toll, man sieht dass du dir sehr viel mühe gegeben hast, sowohl beim Handwerken, als auch bei diesem Blogeintrag. Du hast alles super detailliert beschrieben, vielen Dank dafür. :)
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