Nachdem beim Bau der
Nachttischplatten für meine Tante noch ein größeres Stück Leimholz übrig geblieben ist,
war ich schon lange auf der Suche nach einer sinnvollen Verwendung. Die durchgehenden Lamellen haben von sich aus verboten, es in Streifen zu schneiden und ein (paar) Schneidbretter daraus zu machen.
Der Wunsch meines Onkels nach einer Saftbar für sein Büro und die heimische Küche war der Startschuss für die "sachgemäße" Nutzung.
Die Saftbar sollte die Form eines Hockers bekommen, auf dem 3 oder 4 Saftpakete (Saftschläuche mit 3-5L Volumen) stehen, man bequem sein Glas darunter stellen und füllen kann. Die Aufstellung
an der Kante der Arbeitsplatte in der Küche ist nur suboptimal, weil im schlimmsten Fall dann Safttropfen auf dem Fußboden antrocknen und das Paket bei der täglichen Küchenarbeit im Weg steht.
Zu Beginn der Arbeiten stand wieder einmal das Auftrennen der Platte in handlichere Stücke auf dem Programm. Wie bereits im Bericht zu meinem
Besäumschlitten angemerkt, muss ich mir dringend Rollböcke zur Unterstützung von großen Werkstücken
zulegen.
|
Auftrennen in handlichere Stücke |
Um der Saftbar ein bisschen Pepp zu geben, sind die Seitenteile nicht an allen Ecken rechtwinklig. Das hat selbstverständlich auch praktische Gründe. Sollten sich die Saftschläuche langsam leeren, ist es nötig, sie
zu kippen, damit weiterhin Saft gezapft werden kann. Aus diesem Grund ist die waagerechte Fläche um 15° geneigt. Dieser Winkel wird auch für die Front der Seitenteile aufgegriffen, um zum einen die
Stabilität zu erhöhen und zum anderen ein stimmiges Äußeres zu gewährleisten. Die Eckverbindungen zwischen Stellfläche und Seiten sollen mit einem einzelnen Fingerzinken ausgeführt werden.
Knifflig daran ist die 15° Neigung, welche zu einem schrägen Zinken führt. Die Verbindung habe ich zu großen Teilen an der Kreissäge vorbereitet.
|
Einschneiden der schrägen Auflagen für die Zinken |
|
Die Seiten bekommen ihre schräge Stirnseite |
Auch für das Gegenstück habe ich die Zinken an der Kreissäge vorgeschnitten.
|
Vorbereitung der Eckverbindung an der waagerechten Stellfläche |
Wer genau aufgepasst hat, wird bemerkt haben, dass ich zweimal einen einzelnen Zinken vorgeschnitten habe... Die Überraschung später an der Hobelbank war eher unangenehm.
|
Fehler beim Zuschnitt: Zwei mittige Zinken ergeben keine dauerhafte Verbindung |
Unabhängig davon habe ich an den Seitenteilen die Zinken weiter ausgearbeitet. Der Schnitt der Kreissäge wurde mit einer Bündigsäge verlängert und der Zapfen nach Anriss von oben mit der Japansäge
abgesetzt. Die Feinpassung erfolgt anschließend mit einem scharfen Stechbeitel. Tückisch hierbei ist die Rückseite des Zinkens - dort wird in die Faserrichtung hinein das Holz abgetrennt.
Das funktioniert nur mit einem sehr scharfen Stechbeitel und vor allem nur in sehr dünnen Spänen, ansonsten kann es zu tiefen Ausbrüchen des Holzes oder gar beim Einsatz von einem Klüpfel zum
Aufspalten des Werkstücks kommen.
|
Absetzen des Zinkens |
|
Der fertige Zinken an einem Seitenteil |
Nach ein bisschen Handarbeit und der Korrektur des Fehlers bei der Herstellung der Zinken, ließen sich die Teile das erste Mal zusammen stecken.
|
Der Rohbau ist abgeschlossen |
Nun lagen die Arbeit erst einmal längere Zeit, was dem Holz ermöglichte noch einmal ungezwungen in alle Richtungen zu arbeiten...*Seufz*. Das wechselhafte Klima dieses Frühjahr und diesen Sommerbeginn
sorgte für ein bisschen zusätzliche Brisanz.
Als nächstes habe ich mich auf die Suche nach einer Form für eine Aussparung an der Unterseite der Seitenteile gemacht, damit diese nicht so wuchtig aussehen. Letztendlich habe ich auch hier
wieder den Neigungswinkel und die äußere Form der Seiten aufgegriffen. Für die Entscheidungsfindung, habe ich mir ein Muster aus Pappe und eine 1:1 Zeichnung angefertigt.
|
Entwurf der Aussparung |
Diese Form habe ich auf alle Seitenteile übertragen, den Umriss mit der Stichsäge grob vorgeschnitten und anschließend mit einer Schablone bündig gefräst. Dabei ist mir ein kleiner Unfall am
Frästisch passiert, über den ich bereits
berichtet habe.
|
Die Seitenteile entstehen |
Um der eckigen Linie der Saftbar treu zu bleiben, wurden die rund gefrästen Ecken mit Stechbeitel, Bündigsäge und anschließend der Ziehklinge nachgearbeitet.
|
Nachstechen der verrundeten Ecken |
|
Ein fertiges Seitenteil |
Wie bereits angesprochen, ist mir bei meinem Unfall ein Werkstück kaputt gegangen, weswegen ich aus zwei Abschnitten ein neues Seitenteil verleimt habe und alle vorangegangenen Arbeitsschritte
noch einmal wiederholt habe.
|
Herstellung eines Ersatzteils |
Nachdem auch hier der Zinken an den bestehenden Schlitz im waagerechten Brett angepasst und diesmal unfallfrei die Aussparung gefräst war, bekamen alle Teile eine Oberflächenkur verschrieben.
Die Flächen wurden bis Korn 240 geschliffen, alle Kanten gefast und die Stirnflächen mit dem Hobel geglättet.
|
Hobeln der Stirnflächen |
Wie bereits angesprochen, lag leider eine längere Pause zwischen der Herstellung der Zinken und der nun fortgesetzten Arbeit. Das heißt es ging keine Verbindung mehr sauber zusammen. Entweder klemmten
die Zinken, oder es hatten sich Spalte geöffnet. Ein bisschen Überzeugungsarbeit mit dem Stechbeitel und die Verbindungen ließen sich wieder ganz gut zusammen stecken.
|
Die letzte Passprobe vor der Verleimung |
Um die Folgeschäden von austretendem Leim zu reduzieren, habe ich alle Klebekanten mit Malerkrepp maskiert. So lassen sich ungefähr 20min nach der Verleimung alle Leimreste problemlos mit dem
Klebeband abziehen.
|
Abkleben der Klebekanten |
Zur Unterstützung der Zwingen an den schrägen Flächen habe ich die Abschnitte vom Zuschnitt aufgehoben und so einen passenden Keil unter die Köpfe der Zwingen legen können, damit eine
senkrechte Krafteinleitung durch die Schraubzwinge gewährleistet wird.
|
Verleimung der ersten Saftbar |
Am nächsten Tag ließen sich die Überstände der Zinken mit der Bündigsäge kürzen und ...
|
Grobes Entfernen der Überstände |
... anschließend mit meinem Blockhobel bündig hobeln.
|
Feinarbeit mit dem Hobel |
Außerdem wurden die restlichen Kanten, die ich nicht auf dem Frästisch gefast habe, noch von Hand nachbearbeitet und dann wartet das Regal auch schon auf die erste Schicht Öl. Wie immer
gibt es im Anschluss nach der ersten Ölschicht einen Zwischenschliff mit 320er oder 400er Schleifvlies, sowie zwei weitere Ölaufträge.
|
Seitenansicht vor der Oberflächenbehandlung |
|
Detailansicht: Eckverbindung |
|
Detailansicht: Aussparung an der Unterseite |
Zum Abschluss folgen noch einige Impressionen der fertigen Saftbar, bevor ich sie meinem Onkel gebracht habe.
|
Frontansicht |
|
Seitenansicht |
|
Beide Saftbars noch auf ihren Abstandsleisten vom Ölen |
Falls die Anwendung noch nicht verständlich war, an dieser Stelle noch ein Bild mit einem der besagten Saftpakete. Zuerst war im Gespräch mit einer Gratnut und ein paar passenden Holzklötzchen
die Saftpackung am Abrutschen zu hindern. Um die Vielseitigkeit zu waren und den Aufwand zu reduzieren, haben wir uns dann auf Anti-Rutsch-Pads als Unterlage geeinigt. Eigentlich werden
diese im Auto auf dem Armaturenbrett verwendet, um Handys oder andere Gegenstände sicher ablegen zu können... Hier erfüllen sie ihren Zweck auch mit Bravour.
|
Bereit für das erste Glas Saft |
Hallo Tobias,
AntwortenLöschenschön gebaut.
Ich würde nur wahrscheinlich, wenn ich an der Saftbar vorbei laufe reflexartig nach den Paketen greifen, damit sie nicht runterfallen. :)
Ich würde mir vielleicht überlegen anstatt einem Rollenbock so einen mit Kugeln zu nehmen, der ist für so Platten besser geeignet.
Es gibt auch noch welche zum Umklappen, Rolle/Kugel/Fest in einem.
Grüße
Michael
Hi Michael,
Löschendanke :)
Du hast vollkommen Recht, ich bin auch schon auf der Suche nach einem Rollenbock, der eine breite Walze und umklappbar zusätzlich die Kugelführungen bietet.
Gruß
Tobi
Moin,
Löschenvon Bosch gibt es z.B. einen, den PTA 1000 oder auch Wolfcraft (6102300).
Optisch sehen die ähnlich aus und kosten um die 45€.
Ich denke mal, Bosch wird den auch nicht selbst bauen, daher ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die eh aus dem gleichen Laden kommen.
Grüße
Michael
Hi Michael,
Löschendanke für den Tipp ;)
Gruß