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10. Mai 2013

Arbeitssicherheit - Gripper

Information vorab:
Ich kann hier nur aus eigener Erfahrung sprechen und auch nur für meinen Typ Tischkreissäge. Wie sinnvoll der vorgestellte Artikel für Besitzer von Formatkreissägen mit Schiebeschlitten ist, kann ich nicht beurteilen.

Jeder kennt das Problem. Wie säge ich schmale Leisten auf der Tischkreissäge und zwar so, dass ich im Anschluss nicht Schnittspuren, Riefen oder Brandstellen entfernen muss? Sofern kein Schiebeschlitten zur Verfügung steht, an dem man das Werkstück zur Not fest spannen/-kleben kann oder „Fritz und Franz“ eingesetzt werden können, ist dies meistens auch noch ein ziemlich gefährliches Unterfangen für unsere wichtigsten Werkzeuge: Die Finger.

Für alle Neulinge im Hobby und/oder bei der Nutzung einer Kreissäge: Für solche Zwecke gibt es Schiebestöcke oder Schiebeladen, die sich auch aus Holzresten schnell selber machen lassen oder günstig zu kaufen sind.

Herkömmliche Schiebestöcke und Schiebeladen

Der gelbe Schiebestock ist für mache Anwendungen eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Roten. Die Kontrolle über das Werkstück ist deutlich höher, durch die große gummierte Auflagefläche und der Vorschub ist besser zu kontrollieren. Allerdings ist ab einer gewissen Werkstückbreite auch Schluss mit Lustig, da die Finger nicht sonderlich weit vom Sägeblatt entfernt sind und durch die Ergonomie des Griffes, der Unterarm parallel zur Tischoberfläche geführt werden muss und nicht von oben geschoben werden kann.
Für mich jedenfalls schon lange ein Grund nach Alternativen zu suchen. Ich bin per Zufall in einem Holzwerkervideo aus den Vereinigten Staaten auf dieses Produkt aufmerksam geworden (Auch diese Zuführhilfe lässt sich aus Holzresten und ein bisschen Antirutschmatte nachbauen!)

Microjig Gripper - Der andere Pushblock

Der GRR-Ripper von Microjig vereint alle bisher bekannten Schiebehilfen in einem Stück und erweitert sie um einige Details.
Der Gripper ermöglicht eine Kontrolle des Werkstücks in alle Richtungen. Den Druck nach unten, seitlich zum Anschlag und logischerweise den Vorschub. Um diese Kontrolle zu erzielen lässt sich das rutsch hemmende Bein in der Mitte verschieben und somit an die Aufgabe anpassen. Des Weiteren verfügt er über einen Höhenausgleich, damit auch bei schmalen Werkstücken ein Abkippen des Pushblocks verhindert wird.
Der Kreativität sind dabei keine Einsatzgrenzen gesetzt. Mit Zubehörteilen, wie einer großen Auflageplatte, weiteren Beinen, Anschlagstop für die Rückseite und Schrauben für selbstgebaute Anbauteile ist das wohl der vielseitigste Pushblock, den man kaufen kann. Der Gripper ist nahezu komplett zerlegbar und einstellbar. Angefangen bei dem schwarzen Griff, bis hin zur Demontage von seitlichen Beinen, um zum Beispiel eine lange Leiste als Anschlag anzuschrauben.

Die ersten Tests habe ich mit Fichteleisten gemacht, die ich aus einem Kantholz geschnitten habe. Die Dicke beträgt ungefähr 8,5mm. Eigentlich kein Job, den man auf einer Tischkreissäge erledigen möchte (mal davon abgesehen, dass auf einer Bandsäge durch die geringere Sägeblattdicke weniger Holz zerspant wird - aber so eine Maschine steht mir nun mal bisher nicht zur Verfügung). Der Gripper fixiert das eigentliche Werkstück, sowie den Abschnitt, wodurch es nur zu marginalen Sägeblattspuren kommt und die Wahrscheinlichkeit eines Rückschlages deutlich vermindert wird.
Hier ist der letzte Rest des Kantholzes zu sehen, welcher normalerweise nur noch mit einer Hobelmaschine auf das gewünschte Maß gebracht werden kann oder mit einem Schiebestock, in den man hineinsägt.

Zuschnitt von sehr schmalen Leisten mit dem Gripper

Als 2. Aufgabe habe ich Fensterprofile für einen einfachen Holzrahmen, für einen Mäusekäfig gesägt. Sicherlich auch eine Aufgabe für den Frästisch, allerdings hielt mich der große Materialabtrag und die anfallenden Späne ab. Die ersten Schnitte sind dabei auch mit herkömmlichen Pushsticks und Federkämmen relativ leicht zu erledigen, aber sobald der Falz ganz ausgesägt wird, ist das Werkstück ziemlich schnell instabil und die Gefahr für Finger und Werkstück nimmt deutlich zu.

Falzen von Fensterprofilen auf der Tischkreissäge mit dem Gripper

Durch die Einstellung des Handgriffes und des mittleren Beins kann die ganze aufgebrachte Druckkraft auf den mittleren Teil des Rahmenteils konzentriert werden. Außerdem kann die (schwarze) Zusatzplatte an der Höheneinstellung so fixiert werden, dass die Kante auch seitlichen Druck auf das Profil ausübt. Damit sind die Finger sicher außer Reichweite des Sägeblatts, es kann ausreichender Druck auf das Werkstück ausgeübt werden, dass es nicht kippt und zusätzlich wird es durch die Zusatzplatte auch unten an den Anschlag gedrückt.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass meine Arbeitsweise nicht korrekt gewesen ist. Beim Austrennen der Leisten aus dem Falz, sollten diese auf keinen Fall zwischen Sägeblatt und Parallelanschlag liegen, da sie dort von den Zähnen erfasst und aus dem Schnitt in Richtung des Bedieners herausgeschleudert werden können.

Austrennen der letzten Leiste im Detail !!! siehe Anmerkung oben !!!!

Noch einmal im Detail das Ergebnis und die Auflagepunkte des Grippers.

Der vertikale Druck wird dort auf das Werkstück gebracht, wo er benötigt wird

Allgemein möchte ich dringend davon abraten, die Schutzhaube oder auch den Spaltkeil zu demontieren.
An Kreissägen wie der Erika (mit oder ohne Schiebetisch) ist Fritz und Franz gar nicht oder nur improvisiert einsetzbar. Deswegen bleibt mir, wenn ich mit der Tischkreissäge arbeite, manchmal nichts anderes übrig, als die Schutzhaube für schmale Leisten oder ungewöhnlich geformte Werkstücke zu entfernen und so hoffentlich halbwegs sicher meine Schnitte zu machen. Und für genau diesen Zweck nutze ich dann den Gripper, da dabei die Hände, trotz des offenen Sägeblattes, für mein Empfinden halbwegs sicher untergebracht sind und ich gar nicht in Versuchung kommen, das Holz mit den Fingerspitzen zu führen oder danach zu greifen. Wer sich das Marketing-Video des Herstellers ansieht, solle bitte beachten, dass die Amis sehr arglos sind, was die Sägeblattabdeckungen und auch die Spaltkeile angeht, sowie die Nähe der Finger am Sägeblatt.
Insgesamt bin ich mit dem Gripper für spezielle Einsatzzwecke an der Kreissäge sehr zufrieden. In meinen Augen ist die Arbeit für diese Spezialfälle mit dem Gripper sicherer, als nur mit normalen Schiebestöcken. Gelegentlich habe ich den Gripper auch am Frästisch benutzt, aber dort erfüllt er die gleiche Aufgabe, wie ein  kostenloses Stück Restholz mit Gummierung und Griff. Laut Hersteller ist er auch auf der Abrichte und der Bandsäge einsetzbar.



2 Kommentare :

  1. Hallo Tobi,
    Vielen Dank für die interessanten Artikel. Wo hast du den Gripper erworben?
    Viele Grüße
    Guido

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    1. Hi Guido,

      ich habe den Gripper von einem italienischen Händler. Ich hatte das Glück, dass es wohl ein Ladenhüter, oder ein älteres Modell war, jedenfalls war er 40% günstiger als in anderen Shops. Auf der Homepage von Mircojig ist ein Händlerverzeichnis, welches für Europa ziemlich übersichtlich ist.

      Hoffe geholfen zu haben.
      Gruß Tobi

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